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Postdatum: Sa Okt 15 2016, 13:11 |
| Manchmal schreibe ich Geschichten über irgendein Erlebnis, dass wirklich passiert ist. Gestern Abend fing ich also zu tippen an und schließlich ist dieser Text entstanden. Wer Lust hat zu lesen, ist herzlich eingeladen! - Geschichte:
Als sich der Nebelschleier gelichtet hatte, stand die Sonne schon tief am Himmel. Von fern her ertönte das monotone Summen der Motoren und noch ehe ich die kleine Silhouette erspäht hatte, sah ich sie in Gedanken schon vor mir: Die Tecnam. An beiden Enden der schneeweißen Tragflächen blitzten die Positionslichter auf und weckten in mir das Fernweh. Was mochte es wohl für ein Gefühl sein, in jenes Flugzeug zu steigen und fort zu fliegen? Irgendwo ins Warme, vielleicht nach Avignon? Solche Gedanken schossen mir durch den Kopf, wie sich die Tecnam näherte und ihre Reifen sanft die Graspiste berührten. Für einen Moment dachte ich, sie würde durchstarten, weil sie bis zum anderen Ende der Bahn rollte. Doch sie kehrte um und rollte vor dem hintersten Hangar. Wieso musste sie auch ganz hinten parken. Für einen Moment stand ich noch zögerlich am Zaun, warf den Fallschirmspringern kurz einen Blick zu. Sie redeten und scherzten miteinander und waren bester Laune. Ich wandte mich von ihnen ab, ging durch das Flugplatzcafe zu dem kleinen Tor, das zu den Hangars führte. Ich war noch nicht oft hier gewesen, doch das Quietschen war mir vertraut. So oft war ich schon hier gestanden und hatte die Flugzeuge betrachtet. Wie ich über die Pfützen schritt, freute ich mich auf die bevorstehende Aufgabe. Es war einfach: Das Flugzeug putzen und darauf achten, nichts falsch zu machen. Doch das war manchmal schwerer als gedacht.
Als ich den Hangar betrat, schoben der Fluglehrer und sein Flugschüler (der kurz angemerkt mein Bruder war) gerade einen kleinen Tiefdecker zurück. Ich rief ein kurzes hallo hinüber, stand unschlüssig dort herum, bis die Tecnam auch im Hangar stand. Etwas war anders, doch ich wusste einfach nicht, was es war. Der Schüler holte das Putzzeug und ich nahm mir den Schwamm. Letztes Mal hatte ich den Falschen ausversehen erwischt – diesen Fehler wollte ich auf keinen Fall noch mal machen. So begann ich die Schnauze des Flugzeuges zu putzen, wo einige Fliegen dranklebten. Ich wusch den Schwamm in dem orangenen Eimer aus, der direkt daneben stand. Außerdem war da noch ein größerer, schwarzer Eimer. Letztes Mal musste ich mir schon die Predigt zu dem Putzzeug anhören und da ich nicht scharf darauf war, alles noch mal zu hören, war ich mir absolut sicher: Es war der richtige Eimer. Plötzlich kommt der Fluglehrer zurück und sagt, ich soll den schwarzen Eimer nehmen. Ich spare uns nun folgende Zeilen, die nur einen weiteren Vortrag erzählt hätten. Jedenfalls putzte ich das Flugzeug zu Ende und erfuhr den Grund dieser seltsamen Stimmung: Die Tecnam hatte eine Delle am Seitenruder und niemand will es gewesen sein. Der Fluglehrer war deswegen besorgt, sauer und was weiß ich nicht alles. Offenbar wollte er eine Anzeige erstatten. Das würde wenigstens erklären, warum er so durch den Wind war. Kurz darauf war es Zeit, das Putzzeug wieder weg zu räumen. Ich leere den schwarzen Eimer aus, wo nicht mehr viel Wasser drinnen war.
„Heee, was machst du denn da! Schüttest mein schönes, sauberes Wasser weg!“, ruft der Fluglehrer plötzlich vom anderen Ende des Hangars hinüber. Ich zuckte zusammen und wartete verwirrt und schuldbewusst zugleich auf ihn. Dann erklärte er mir, dass dieses Wasser zum putzen gedacht war. Damit nicht jeder den 20 Liter Eimer über das halbe Feld schleppen musste, goss sich jeder etwas aus dem schwarzen Eimer in den Orangenen. Und ich hatte es gerade erst weggegossen. Erst im Nachhinein fragte ich mich, warum er mit dieser dreckigen Fliegenbrühe seine Flugzeuge putzen wollte. „Ja gut, dann hol ich eben Neues“, sagte ich leicht trotzig und trottete mit dem Eimer in der Hand zum Wasserhahn, der gute dreißig Meter entfernt war. Sorgenvoll sah ich zu, wie der Eimer sich füllte. 20 Liter wieder zurück schleppen, das kann ja heiter werden. Ich stemmte meine Last hoch und ging zurück. Plötzlich musste ich an die eine Szene aus den Warrior Cats denken, wie Feuerstern einen Bach auf sehr dünnen Zweigen überquerte. „Nein, vor diesen Katzen würde er keine Angst zeigen.“ „Nein, vor diesem Mensch würde ich keine Schwäche zeigen.“ Bei jedem Schritt schwappte das Wasser über den Rand und ich war froh, als ich am Hangar ankam. Dort stand der Fluglehrer grinsend da. „Ist doch gar nicht so schwer!“, rief ich ihm gutgelaunt zu. „Na komm, gib her“, sagte er lachend. Ich folgte ihm in den Hangar, wo das Putzzeug gelagert wurde. Dort waren sogar Schilder angebracht, wo alles genau da stand. „Siehst du, hier steht alles da“, und er las mir tatsächlich alles vor. Ich duckte mich unter den Flügel einer CTLS, die aus Frankreich kam, und sagte sarkastisch: „Ob du es glaubst oder nicht, ich kann tatsächlich lesen.“ Ich hatte damit gerechnet, dass irgendein Gemurmel zurück käme, doch dieser Mann hatte wirklich immer eine passende Antwort parat. „Ja wow, ich bin beeindruckt“, meinte er nicht weniger sarkastisch. So schlechtgelaunt hatte ich ihn wirklich noch nie erlebt. Eigentlich war er sehr nett und jedes Mal wenn ich zum Putzen kam, unterhielten wir uns kurz. Aber vielleicht wird man ja schlechtgelaunt, wenn dem eigenen Flugzeug etwas passiert. An diesem Tag standen wir dann noch im untergehenden Sonnenlicht vor dem Hangar und blicken auf die weite Grasfläche. Still und friedlich lag der Flugplatz da, so wie ich ihn schon immer kannte. Der Fluglehrer riss sich noch mal kurz zusammen und wir konnten über seine schrägen Witze lachen. Wir verabschiedeten uns und jeder ging wieder seine eigenen Wege.
Das war mal wieder ein weiterer Tag am Flugplatz. Wenn es euch gefallen hat, würde ich mich über einen kleinen Kommentar sehr freuen!
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Frostblüte Alter : 23 © Avatar : Luchsstern <3 FlussClan Heilerin & Forenseelsorge
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Postdatum: Mo Okt 17 2016, 23:59 |
| Das ist wirklich schön, man merkt, wie sehr du diesen Ort liebst. <3 Mach weiter so <33 . |
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Postdatum: Mi Okt 19 2016, 14:19 |
| Danke . |
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